Ich in England...

Meiner Leserschaft (die wahrscheinlich nicht allzu zahlreich sein wird, aber was soll’s…) noch ein gesundes neues Jahr! Ich bin nun auch endlich wieder zurück in England, zurück auf der Insel, und da ich von meinen Eltern gemahnt wurde, mal wieder was zu schreiben (jaja, so ist das, von wegen Web 2.0, Technik, Freiheit etc. – neeeein, wie früher sagen einem die Eltern auch im Internet, was man zu tun hat…), sitze ich nun hier und tippe mal wieder vor mich hin.
Für meine lange Abwesenheit habe ich auch erst kürzlich eine Erklärung im „Guardian“, meiner inzwischen bevorzugten englischen Tageszeitung, gefunden: Der „January bug“ (ein bug ist zu gut deutsch ein Defekt oder Fehler, kann aber auch, laut LEO, ein Schnabelkerf sein- Überordnung der Insekten mit den 3 Ordnungen Wanzen, Zikaden und Pflanzensauger, nur zur Info…).
Eine nette Umschreibung für das wohlbekannte Gefühl, zu nix Lust zu haben, morgens zu zeitig aufstehen zu müssen und am liebsten im Bett bleiben zu wollen, mit der Bettdecke mindestens bis zu den Ohren. Na ja, nach 2 Wochen Feiern, Futtern und Ferien ist das ja auch nicht anders zu erwarten. Und der englische Winter besteht aus einer wechselnden Kombination von Kälte, Regen und Wind. Wobei Kälte ohne Regen und Wind recht selten ist. Alles andere kommt aber vor. Brrrr. Aber jetzt weiß ich wenigstens, dass es mir nicht allein so geht, sondern Millionen anderen Zeitungslesern auch! :)
Ansonsten gibt es diese Woche noch ein Bonbon: Mein Liebster kommt mich übers Wochenende besuchen, wenn das nix ist! Na ja, ich hoffe mal, er bekommt nicht den vollen englischen Winter zu spüren, bis jetzt hängen über der kleinen England-Wetterkarte für das Wochenende lauter schwarze Wolken. Aber das kann sich ja noch ändern.
Heute habe ich sogar mal wieder Geld gefunden! Das ist auch einer der Unterschiede zu Deutschland, der mir aufgefallen ist: In England findet man viel häufiger Geld auf der Straße! Leider nicht in handlichen Scheinen, sondern in kleineren Portionen von einem bis ein paar Pence. Das meiste, was ich mal gefunden hab, waren 10p. Heute waren es fünf. Aber immerhin. In Deutschland lag kaum Geld rum. Hier würde ich sagen, so ein- bis zweimal im Monat finde ich schon was! Tja, so kann man sich auch sein Gehalt aufbessern. Keine Ahnung, ob die Geldfinde-Rate wirklich länderabhängig ist und was die Ursachen sind. Aber, das wäre doch mal ein interessantes Thema für eine wissenschaftliche Studie!

Es ist nur noch eine Woche, bis ich wieder nach Deutschland komme und nur noch 10 Tage bis Weihnachten… Ach ja, und das Jahresende rueckt auch immer naeher. Dementsprechend ist hier nicht mehr so viel los, zumindest ist bei mir mental die Luft raus. Warten auf die Weihnachtsferien sozusagen. Der Winter hat sich inzwischen auch schon richtig eingestellt, nachts haben wir jetzt immer (Zitat Wettervorhersage:) „harten Frost“ von vielleicht -1 bis -2 Grad... Na ja, die Briten sind halt nix gewoehnt in Sachen Frost... ;) Das Schoene daran ist, dass es hier abends ueberall zu glitzern anfaengt, wenn das Wasser aus der Luft kondensiert und gefriert. Man kommt sich wie aud einer Weihnachtskarte vor. Und fruehs ist alles weiss vom Raureif. Schoooeeeeeenn!
Letztes Wochenende war ich ja wie schon angekuendigt in Leeds, aber da konnte von Minusgraden noch keine Rede sein, denn es regnete den ganzen Tag nur wie verrueckt. Leider. Na ja, so konnten wir leider nicht allzu viel von der Stadt sehen (habe mir aber vorgenommen, das mal bei schoeneren Wetter nachzuholen!). Wir sind ein bisschen ueber den Weihnachtsmarkt gebummelt und haben uns (wir waren 3 Frauen, da ging das...) in die naechste Einkaufsmeile verzogen, als wir dann nass und durchgefroren waren, um noch ein paar Weihnachtsgeschenke zu ergattern! Ich konnte –halleluja- sogar Pyramidenkerzen erstehen! Die sind hier so gut wie gar nicht zu finden (ich glaube, man hat hier –wahrscheinlich aus „health and safety“-Gruenden sowieso eine gewisse Abneigung gegen Kerzen, die werden generell durch LEDs ersetzt), aber wozu gibt es denn deutsche Weihnachtsmaerkte in England...?! Jetzt kann ich zu Hause lichteln, wann immer ich will. Dumm nur, dass ich noch gar nicht so richtig dazu gekommen bin. Aber es bleibt ja noch der 3.Advent.

3 Ladys im Zug nach Leeds

Am Lebkuchenstand

Beim Einkaufen trafen wir dann noch Baxter den Baeren... :)

Inzwischen ist auch hier der Winter eingebrochen. Ganz genau kann ich das natuerlich nicht sagen, immerhin bin ich das erste Jahr hier. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir uns mitten im Dezember befinden, nehme ich einfach mal an, es ist Winter... Ich habe keine Ahnung, wie es zurzeit in Deutschland aussieht, aber hier aeussert sich das in vielen vielen Regenschauern und Unmengen von Wind. Ich sitze dann abends meist in meinem Zimmerlein, und im Kamin (der –wahrscheinlich aus Health-and-Safety-Gruenden- mit einer Platte verschlossen wurde) heult und pfeift es. Da kann man echt gespensterglaeubig werden, falls man es nicht schon ist. Jedenfalls laesst es sich nachvollziehen, dass es in England angeblich mehr Gespenster geben soll als anderswo auf der Welt und in Sheffield besonders viele davon... Andererseits verschafft der Wind wettertechnisch auch viel Abwechslung, vor einer Stunde regnete es noch und jetzt ist draussen blauer Himmel. Ich brauche natuerlich nicht zu erwaehnen, dass es mit sehr grosser Zuverlaessigkeit dann anfaengt zu regnen, wenn ich gerade mal draussen durch die Gegend laufe... ;)
Am Wochenende habe ich mich zu Hause weihnachtlich eingerichtet und den ersten Advent mit Plaetzchenbacken begruesst. Ich muss sagen, so schnell wie in meiner WG sind die Plaetzchen noch nie in meinem Leben alle geworden!!! Nach 3 Tagen haben unsere 'Hausgeister' schon fast alle weggefuttert! Da freut man sich ja, wenn es schmeckt! :) Wenn ich mich da so an die letzten Jahre erinnere, da habe ich meistens die letzten Kekse zu Ostern gegen Ostereier und so eingetauscht. Na ja, es hat auf jeden Fall den Vorteil, das ich bei bedarf noch mal backen kann. Mache das naemlich eigentlich ganz gerne, doch meistens fehlen Leute, die das Gebaeck dann auch essen. Na ja, das Problem habe ich jetzt ganz offensichtlich nicht mehr!
Am Wochenende geht es dann mal zur Abwechslung in unsere Nachbarstadt Leeds, die vor allem den Ruf hat, super zum Einkaufen geeignet zu sein. Na ja, da kann ich dann noch die restlichen Weihnachtsgeschenke besorgen. Und natuerlich gibt es dort auch- tadaaah, die besondere Attraktion- einen German-Style Christmas Market. Deutsche Weihnachtsmaerkte scheinen sich hier echt einer grossen Beliebtheit zu erfreuen!