Ich in England...

Heute habe ich mir ein Stück vom Lamm zum Abendbrot geleistet. Ich habe ja zumindest das Gefühl, dass Lamm ein mehr oder weniger typisch britisches Gericht darstellt, bin mir aber da nicht so sicher. Na ja, vielleicht Lamm mit Minzsoße? Jedenfalls gab es heute im Supermarkt ein Sonderangebot, und da habe ich gleich einmal zugeschlagen. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass es hier kaum Fleischer gibt. Es soll wohl angeblich irgendwo in Sheffield Fleischereien geben, aber gesehen habe ich noch keine. Fleisch und Wurst (wahrscheinlich von unglücklichen Tieren…) gibt es abgepackt im Supermarkt. Na, und da habe ich mir das arme Schaf zum Vorteilspreis gleich mal schmecken lassen! War sehr lecker! Und Pfefferminz gab es heute auch, zwar nicht in Form von Soße, sondern in Schokolade- sozusagen ein Riesen-After-Eight (bzw. so etwas in der Art)-Riegel. Mmmmmhhhh. Schokolade mit Minzfüllung könnte meine neue Lieblingssüßigkeit werden!

Was die restliche kulinarische Versorgung angeht, die ist bis Ende des Jahres gesichert. Ein „German-like“ (im deutschen Stil) Weihnachtsmarkt in Sheffield lässt keine Wünsche offen:



Hier gibt es einen Stand mit deutscher Wurst (Vor allem Salami- ich wusste gar nicht, dass unsere gute alte Salami eine deutsche Spezialität ist, aber es scheint hier so. Ich habe auch im Supermarkt schon „German Salami“ gesehen), aber auch andere Länder sind vertreten wie Holland (mit ganz viel Käse und holländischen Weihnachtsspezialitäten) oder Spanien (Paellia) sowie das übliche Angebot an Oliven, Süßigkeiten etc. Ein kleiner, aber feiner Markt.
Und weil gerade alle so schön in Weihnachtsstimmung sind, noch ein paar Fotos zum Thema:







Wie gesagt, seit vorletzter Woche leuchtet hier abends alles im Lichterglanze (heute leider im Regen...). Da es in England keinen Totensonntag gibt, dürfen sie hier schon etwas eher anfangen mit Lichteln.

Tja, ansonsten gibt es nicht viel Neues zu berichten von der Insel! Ich war in letzter Zeit sehr faul und demzufolge nicht viel draußen, als dass ich etwas erzählen könnte. An der Uni geht alles nach Plan (nach Plan heißt, typischerweise 50% aller Experimente klappen, der Rest geht immer schief… aber das geht allen so, ist irgendwie so eine Art Naturgesetz im Labor) Alles läuft so vor sich hin. Auch gut. Wir wollen ja nicht immer nur von Katastrophen berichten, nein, gerade vor Weihnachten sollte man mit dem zufrieden sein was man hat… ;) In diesem Sinne – bis bald mal wieder.

Gestern bin ich im Baumarkt gewesen. Ja, auch Frauen, besonders die, die in Werken ne Niete gewesen sind, gehen manchmal in den Baumarkt. Ich brauchte ein paar Bretter, um meinen Chinchikäfig gegen herausfliegende Späne abzudichten. In der frohen Hoffnung, mir von einem netten Mitarbeiter die benötigten Bretter zuschneiden zu lassen, bin ich also an die Info marschiert und habe nachgefragt. Nein, kam die Antwort, früher hätten sie Bretter für Kunden zugeschnitten (als ob mir das jetzt helfen würde), aber heute machen sie es aus „health & safety“ (zu Deutsch: Gesundheit und Sicherheit) – Gründen nicht mehr. Health &safety scheint den Briten extrem wichtig zu sein, so oft wie man es hört, sieht oder liest. Ich habe schon dutzende Mails von Uni-Leuten mit Health-and-Safety-Ratschlägen (oder dem Hinweis, wo diese zu finden sind), gekriegt. Na gut, zugegeben, vielleicht bin ich als Labor-Arbeitende davon auch besonders betroffen…?
Super. Musste ich mir also ne Säge holen. Das mit Health und Safety konnte ich dann den Baumarkt-Leuten doch nicht verübeln, denn als ersten Akt habe ich mir gleich mal in den Finger gesägt. Haben sie also recht gehabt. Na ja, der Blutverlust hielt sich aber in Grenzen (<1l), und da ich mich ja kenne, habe ich inzwischen auch schon ne große Packung Pflaster bei mir im Zimmer liegen. Die Bretter sind ein bissel schief und krumm, aber das Projekt ist geglückt und der Käfig erstrahlt im neuen Glanze.
A propos Glanz, heute war in der Stadt offizielles Weihnachtslichter-Anknipsen (so wie das Pyramidenanschieben in Dorfhain, für die Insider, nur etwas größer im Maßstab) mit Feierlichkeit. Jetzt leuchtet und blinkt es also auch in Sheffield. Ein Weihnachtsbaum darf natürlich auch nicht fehlen. Nebenbei gab es noch jede Menge Buden, Fahrattraktionen und einen kleinen Markt. Das finde ich richtig nett in Sheffield, an den Wochenenden ist meistens was los (neben der Tatsache, dass hier Staat und Kirche getrennt sind und man sowieso auch sonntags von 11-17Uhr einkaufen kann), und die Leute denken sich immer was Feines aus.
Letzte Woche gab es zum Beispiel einen Europa-Markt mit vielen europäischen Leckereien. Und womit war Deutschland wohl vertreten???
…



Na ja, 3 Pfund (=4,50Euro=9Mark) ist mir dann doch etwas zu viel gewesen für eine Bratwurst, zumal ich ja anschließend auf Kurzbesuch in Dresden war. Dort konnte ich ja dann zur genüge ganz heimatlich speisen. Zum Beispiel ein leckeres Schmitzel?

Während ich hier sitze und schreibe, es ist schon verhältnismäßig spät, blitzt und donnert es überall um mich herum. Nein, wir haben keine englische Gewitterfront, die über uns herzieht- das Wetter verhält sich hier eigentlich recht herbstlich. Es ist Bonfire Night (oder auch Guy Fawkes Day, es gibt anscheinend 2 Namen dafür), und über ganz Sheffield werden Raketen und Knaller gezündet. Aus aktuellem Anlass habe ich mich mal im Netz etwas kundig gemacht und möchte natürlich dem fleißgen Leser die Geschichte dieses Feiertages auch nicht vorenthalten (hier in Kurzform): Am 5. November 1605 versuchte eine Gruppe von Verschwörern (darunter der Feiertagsnamensgeber Guy Fawkes) das englische Parlament mitsamt dem König in die Luft zu sprengen. Dieser Anschlag wurde aber entdeckt und konnte so verhindert werden, und seitdem feiern die Briten die Rettung von Parlament und König jedes Jahr am 5. November mit Feuer und Feuerwerk.
Hier noch ein Stück englische Poesie, sozusagen das Gedicht/Lied zum Feiertag, welches hier recht bekannt zu sein scheint:

Remember, remember the Fifth of November,
The Gunpowder Treason and Plot,
I know of no reason
Why Gunpowder Treason
Should ever be forgot.
Guy Fawkes, Guy Fawkes, t'was his intent
To blow up King and Parliament.
Three-score barrels of powder below
To prove old England's overthrow;
By God's providence he was catch'd
With a dark lantern and burning match.
Holloa boys, holloa boys, let the bells ring.
Holloa boys, holloa boys, God save the King!

Wobei es, um ehrlich zu sein, auch schon die letzten 3 Abende ganz viele Raketen und so gab. Ich habe ja von meinem Zimmer eine super Sicht über die Stadt, was sich in solchen Fällen immer wieder als ganz angenehm herausstellt. Ich war aber auch schon mit meiner Mitbewohnerin abends auf den hiesigen Aussichtshügel (nur 10 Gehminuten von der Wohnung entfernt und ein Super-Panorama-Blick über Sheffield!!!), um Raketen zu bewundern.
Frei war heute übrigens trotzdem nicht. Also bin ich wieder fleißig ins Labor getapst, um mit Bakterien und so zu spielen. Muss aber sagen, die Arbeit macht Spaß. Vor allem, wenn man selbst planen kann was man den Tag so macht und sich auch die Zeit einteilen kann. Hin- und rükzu zuckele ich immer noch mit dem Bus zur Uni, wobei ich inzwischen zum Konkurrenzunternehmen gewechselt bin (es gibt 2 große Busunternehmen in Sheffield, was irgendwie unpraktisch ist, da der Bus, für den man keine Fahrkarte hat, natürlich immer eher/öfter kommt… Murphy Gesetz halt). Der große Vorteil ist, dass ich jetzt ab und zu Doppelstockbus fahren kann! Wenn man sich ganz vorne hinsetzt, hat man eine tolle Stadtrundfahrt mit Panoramablick. Der Bus fährt nämlich fast das ganze Stadtzentrum ab:



Leider war es am Anfang meiner Panoramafahrt etwas verregnet, und ich konnte nur ein Foto machen bevor der Akku seinen Geist aufgab. Es soll natürlich niemanden vorenthalten werden:



10 Minuten später gab es dann Sonne und einen wunderschönen Regenbogen (wirklich). Das konnte aus oben genannten Gründen nicht dokumentiert werden… Als Ausgleich dafür gibt’s zum Abschluss noch ein älteres (ca. 3 Tage altes) Foto von einem wunderschönen Kinderkarussell, das die letzen Wochen zusammen mit vielen anderen Vergnügungsattraktionen in der Stadt stand.